Es war ein drückend heißer Sommertag, der die Sachsenklinik in ein träges Licht tauchte. Die Stadt Leipzig stöhnte unter der Hitzewelle, und auch im Krankenhaus war die Stimmung angespannt. Dr. Kathrin Globisch, die gerade aus einem OP-Saal kam, seufzte schwer, als sie in den überfüllten Pausenraum trat. Auf ihrem Handy blinkte eine Nachricht. Kathrin,“ schrieb ihr Vater, Professor Simoni, „lass uns heute Mittag rausgehen. Ein Spaziergang und ein Picknick würden dir guttun. Kathrin lächelte über die Fürsorglichkeit ihres Vaters, doch sie warf einen Blick auf ihren Terminkalender und wusste, dass ihr Tag keine Pausen erlaubte. „Danke, Papa, aber ich bin heute zu beschäftigt,“ schrieb sie zurück.
Doch der Tag nahm eine Wendung, die Kathrin nicht erwartet hatte. In der Notaufnahme wurde ein älterer Mann eingeliefert, der bei der Gartenarbeit kollabiert war. Während Kathrin die Untersuchungen leitete, bemerkte sie die besorgten Gesichter seiner Familie – eine Tochter und zwei Enkelkinder, die ängstlich auf Nachrichten warteten. Der Zustand des Mannes verschlechterte sich, und Kathrin musste die Familie informieren, dass er dringend operiert werden müsse. Die Enkelin, ein kleines Mädchen von vielleicht acht Jahren, fragte leise: „Wird Opa wieder gesund? Kathrin kniete sich zu ihr hinunter und antwortete mit sanfter Stimme: „Wir werden alles tun, was wir können, um ihm zu helfen. Während der Operation überlegte Kathrin, wie wertvoll die Zeit mit ihren eigenen Lieben war. Ihr Vater hatte recht: Arbeit war wichtig, aber sie durfte nicht alles sein. Nach der erfolgreichen Operation ging Kathrin zu der Familie, um ihnen die gute Nachricht zu überbringen. Die Freude und Erleichterung in ihren Gesichtern rührten sie tief. Zurück in ihrem Büro sah Kathrin, dass ihr Vater ihr erneut geschrieben hatte: „Ich habe Essen dabei und bin vor der Klinik. Falls du es dir anders überlegst. Ein spontaner Entschluss überkam sie. Sie rief ihren Vater an und sagte: „Papa, ich brauche eine Pause. Wo bist du?“
Kurze Zeit später saßen die beiden in einem kleinen Park, im Schatten einer alten Eiche. Der Picknickkorb war voller frischer Früchte und Sandwiches. Während sie aßen, erzählte Kathrin von dem kleinen Mädchen und ihrer Familie. Weißt du, Papa,“ sagte sie nachdenklich, „manchmal vergesse ich, wie wichtig es ist, auch für die Menschen da zu sein, die mir am nächsten stehen. Professor Simoni lächelte und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Genau das wollte ich dir zeigen, Kathrin. Du hilfst so vielen Menschen, aber du bist auch ein Teil von etwas Größerem – deiner eigenen Familie. Als die Sonne am Horizont verschwand, fühlte sich Kathrin erfrischt und gestärkt. Der Rest des Abends in der Klinik war anstrengend, aber in ihrem Herzen hatte sie etwas wiedergefunden, das sie fast verloren hatte: die Balance zwischen Arbeit und Leben. In aller Freundschaft“ lehrt uns, dass selbst an den heißesten Tagen ein Moment der Besinnung uns helfen kann, das Wichtigste im Leben zu sehen.