Frau Marquardt war eine hingebungsvolle Krankenschwester, die sich stets voller Leidenschaft für ihre Arbeit und ihre Patienten einsetzte. Für sie war der Beruf nicht nur eine Aufgabe, sondern eine Lebensmission. Doch dieses Mal änderte sich ihre Rolle: Marquardt war nicht mehr die Pflegende, sondern diejenige, die selbst Hilfe benötigte. Seit Monaten litt Marquardt unter starken Schmerzen in der Hüfte. Jeder Schritt, jede Bewegung war eine Qual. Sie wusste, dass nur eine Hüftoperation ihr helfen konnte, ihr normales Leben zurückzugewinnen. Doch viele Krankenhäuser lehnten sie ab mit der Begründung, sie sei „zu jung“ für eine solche Operation. Marquardt wollte sich jedoch nicht geschlagen geben. Entschlossen suchte sie die Sachsenklinik auf, ein Ort, den sie für seine Professionalität und menschliche Zuwendung kannte. Mit festem Willen fasste sie einen gewagten Plan: Sie würde ihre Schmerzen übertreiben, um das Ärzteteam zur Durchführung der Operation zu bewegen.
Im Gespräch mit dem Ärzteteam, darunter Professor Simoni und Dr. Kathrin Globisch, versuchte Marquardt, ihren Zustand zu schildern. Doch Simoni lehnte entschieden ab: „Das Risiko ist zu hoch. Wir können das nicht verantworten.“ Kathrin Globisch hingegen bemerkte die Entschlossenheit in Marquardts Blick und die Schweißperlen, die ihr über die Stirn liefen. Sie erkannte, dass hinter den übertriebenen Worten echtes Leiden steckte, das nicht länger ignoriert werden konnte. Nach langen und intensiven Diskussionen wurde die Operation schließlich bewilligt. Am Tag der Operation war die Anspannung groß. Zunächst lief alles reibungslos, doch bei der Überprüfung der Unterlagen stellten die Ärzte fest, dass Marquardt eigenmächtig ihre gerinnungshemmenden Medikamente abgesetzt hatte. Dies erhöhte das Risiko für schwerwiegende Komplikationen erheblich. Kurz nach der Operation trat das befürchtete Szenario ein: Marquardt erlitt einen akuten Herzinfarkt. Das Ärzteteam reagierte sofort und setzte einen Stent ein, um ihr Leben zu retten. Glücklicherweise konnte sie stabilisiert werden. Als Marquardt nach dem Eingriff aufwachte, fand sie Dr. Kathrin Globisch an ihrer Seite. In deren Augen lagen sowohl Zorn als auch Mitgefühl. „Sie haben sich selbst in eine gefährliche Lage gebracht. Haben Sie überhaupt an die Menschen gedacht, die Ihnen helfen wollten?“ fragte Kathrin mit eindringlichem Ton. Marquardt schwieg, Tränen liefen über ihr Gesicht. „Ich wollte nur mein normales Leben zurück. Ich muss wieder arbeiten, wieder Patienten versorgen. Tansania wartet auf mich“, flüsterte sie.
Globisch seufzte tief: „Wir verstehen das. Aber Ihre Gesundheit muss an erster Stelle stehen. Tansania kann warten, doch wenn Sie nicht überleben, bleibt nichts übrig. Drei Monate später, nach einem strengen Reha-Programm, hatte sich Marquardt deutlich erholt. Sie hatte gelernt, auf ihren Körper zu hören, und zwang sich nicht länger, über ihre Grenzen hinauszugehen. An einem sonnigen Nachmittag erreichte sie ein Brief aus Tansania. Darin stand, dass ihre Stelle dort weiterhin auf sie wartete. Marquardt lächelte und blickte in den Himmel über Leipzig. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sie sich im Reinen mit sich selbst. Sie wusste, dass sie zurückkehren würde – diesmal mit einem stärkeren Körper und einem gefestigten Geist. Die Geschichte vermittelt eine wertvolle Lektion: Hingabe sollte niemals auf Kosten der eigenen Gesundheit gehen. Geduld und Selbstfürsorge sind manchmal die wichtigsten Schritte, um die eigene Mission im Leben fortzusetzen.