Auf der kalten Eisfläche der Trainingshalle, unter dem grellen Licht der Halogenlampen, stand Sophie regungslos. Ihr Blick war auf den Sekundenzeiger der Uhr an der Wand fixiert, der mit jedem Tick und Tock eine Wunde in ihre Seele ritzte. Der Raum um sie herum schien in einem tiefen Loch der Stille zu versinken, und jedes Geräusch wurde vom Nichts verschluckt.
Sophie, eine talentierte Eiskunstläuferin, galt einst als strahlender Stern ihrer Generation. Doch ein Unfall vor einem Jahr nahm ihr die Fähigkeit, auf höchstem Niveau zu konkurrieren. Seitdem lebte sie in der Schattenwelt der Vergangenheit, unfähig, die Erinnerungen loszulassen, die einst ihre Träume waren, jetzt jedoch nur Schmerz brachten.
„Die Zeit heilt alle Wunden“, sagten die Menschen. Aber Sophie glaubte nicht daran. Immer wieder sagte sie sich selbst, dass alles besser werden würde, dass der Schmerz vergehen würde. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie sich belog. Sie konnte die Momente nicht vergessen – jene Momente, in denen sie über das Eis glitt, als hätte sie keine Schwerkraft. Es fühlte sich an wie “Fliegen ohne Fallschirm”, bevor sie in einen endlosen freien Fall stürzte.
In dieser stillen Nacht schloss Sophie die Augen und betrat erneut das Eis. Sie entschied sich, es noch einmal zu versuchen – nicht für Medaillen, nicht für Ruhm, sondern für sich selbst. Doch jeder Schritt, jeder Gleitstoß brachte die Ängste und schmerzhaften Erinnerungen zurück. In ihrem Kopf hallte die Frage: „Wann kommt dieser Tag? Wann werde ich es endlich vergessen? Alles vergessen, sogar mich selbst?“
Sophie drehte eine Runde, dann eine zweite. In der Ferne glaubte sie, Applaus zu hören, doch er kam nicht von Zuschauern, sondern aus einem verlorenen Teil ihres Herzens. Sie fühlte sich wieder wie im freien Fall, doch diesmal ließ sie sich darauf ein, ohne Angst.
„Das ist mein Moment“, flüsterte sie, „auch wenn er nur einen Augenblick dauert.“
Sophie öffnete ihre Augen, eine Träne rollte über ihre Wange. In dieser Stille hatte sie sich selbst wiedergefunden – nicht als perfekte Eiskunstläuferin, sondern als Mensch, der den Mut hatte, sich dem Schmerz zu stellen und weiterzumachen.